In Kooperation mit weiteren Partnern leistet die Volkshochschule (vhs) „Eduard Weitsch“ schon lange einen wichtigen Beitrag zur Integration und zum Zusammenleben verschiedener Nationen im Landkreis. Zuletzt wurde das Modellprojekt „Deutsch als Zweitsprache“ in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt, mit fünf Schulen und dem Schulamt Südthüringen von der Stiftung FamilienSinn mit einem zweiten Preis ausgezeichnet. Die zweiten Plätze des Thüringer Familienpreises sind mit je 1000 Euro dotiert.
In einer fünfwöchigen Projektphase wurden Flüchtlingskinder aus fünf Meininger Schulen in der vhs Meiningen in „Deutsch als Zweitsprache“ unterrichtet. „Im Ergebnis zeigte sich, dass die meisten Kinder eine positive Entwicklung ihrer Persönlichkeit nahmen, Mut fassten zu sprechen, Vertrauen zu Bezugspersonen aufbauten und selbstbewusster auftraten“, berichtet Ramona Fiedler-Schäfer, Leiterin der vhs. Der Spracherwerb spiele eine enorme Rolle bei der Integration von Familien mit Migrationshintergrund.
Nach Testphase verlängert
Nach der Testphase wurde das Projekt vom Schulamt Südthüringen verlängert. Der Sprachunterricht an der vhs ist nun bis zum Schuljahresende gesichert. „Unser Ziel ist, die Kinder individuell an das Sprachniveau der Klassenstufe des Thüringer Lehrplans heranzuführen und somit die Ausbildungsreife zu ermöglichen. Dabei sind große Lücken zu schließen und es ist ein hohes Maß an Differenzierung erforderlich“, sagt Fiedler-Schäfer. Einige Schüler und Schülerinnen seien erst wenige Tage und Wochen in Deutschland und sprächen noch gar kein Deutsch. Einige seien auch nicht in Ihrer Heimatsprache alphabetisiert und wieder andere hätten Probleme durch traumatische Erlebnisse. Deswegen betont die vhs-Chefin: „Diese Kinder müssen erst Vertrauen entwickeln, Ängste abbauen, um sich integrieren und lernen zu können. Wir bieten ihnen Unterstützung. Dabei spielt der Spracherwerb die zentrale Rolle. Nur durch die Sprache können sie sich integrieren. Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg!“ Umso mehr freue man sich über die Auszeichnung mit dem Thüringer Familienpreis.
Die vhs Meiningen ist auch durch weitere Integrationsprojekte thüringenweit bekannt geworden – nicht nur durch die Integrations- und Sprachkurse. Auch mit dem Projekt WILMA „Willkommens Anerkennungs-Kultur“, in dem es insbesondere um ein gutes Zusammenwachsen und Zusammenleben aller Nationen in Meiningen geht, trägt die Bildungseinrichtungen zur Integration und Inklusion bei. Als weiteres erfolgreiches Projekt erwies sich ein außergewöhnliches Ferienangebot für Kinder und Eltern. Der sogenannte TalentCAMPus bekam den Titel „Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg“.
Vom 11. bis 22. August 2014 lernten 38 Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren gemeinsam, täglich von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr. 16 Kinder mit Migrationshintergrund bekamen in zwei Gruppen eine gezielte Sprachförderung (Deutsch als Zweitsprache). 22 deutsche Kinder und Jugendliche konnten ihre Englischkenntnisse vertiefen. Alle hatten das große Ziel, eine eigene Geschichte in der erlernten Sprache zu schreiben und zu gestalten. Ganz bewusst wurden die Kulturangebote und die Sprachangebote aufeinander abgestimmt. Der fordernde Unterricht am Vormittag wurde mit nachmittäglichen Bewegungs- und Freizeitaktivitäten kombiniert. Einbezogen wurden auch die Eltern der Kinder, die ebenso individuelle Sprachförderung wahrnehmen konnten. Kinder und Eltern deutscher und nichtdeutscher Familien nahmen die kulturellen und Freizeit-Angebote gemeinsam wahr. „Es sind Freundschaften geschlossen worden und viele Familien haben erfahren, wo und wie sie Unterstützung und Hilfe bekommen. Das ist gelebte Integration“, zieht Ramona-Fiedler-Schäfer eine erfreuliche Bilanz. Auch das Feedback von den Schulen zu den Projekten der Volkshochschule ist sehr positiv, so dass für 2015 bereits ein neuerlicher talentCAMPus zur Sprachförderung und Inklusion von Familien fest eingeplant ist.
Foto: Die vhs-Leiterin Dr. Ramona Fiedler-Schäfer bei der Auszeichnung mit dem Thüringer Familienpreis. (Bild: Stiftung FamilienSinn).