„Der Erste Weltkrieg im Herzogtum Sachsen-Meiningen 1914-1918 – Ein Streifzug durch vergessene Archivalien und Sachzeugnisse“
Im Jahre 2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Aus diesem Anlass haben die Mitarbeiter des Kreisarchives Schmalkalden-Meiningen eine Sonderausstellung erarbeitet. Im April 2013 wurden in einem Aufruf der „Historischen Kommission für Thüringen“ und des „Thüringer Archivarverband“ alle Kommunalarchive aufgefordert, an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu erinnern. Das Ziel des Aufrufes bestand darin, noch erhaltene schriftliche, bildliche und sachliche Überlieferungen unserer Bürger als Zeugnisse dieser Zeit zu erhalten und zu sichern. Die Erinnerung an die Betroffenen, ihre Nöte und Leiden müssen für zukünftige Generationen bewahrt werden, so die Kommission.
Das Kreisarchiv des Landratsamtes Schmalkalden-Meiningen präsentiert vom 26.10 bis 14.11.2014 die Sonderausstellung „Der Erste Weltkrieg im Herzogtum Sachsen-Meiningen 1914-1918 – Ein Streifzug durch vergessene Archivalien und Sachzeugnisse“im Saal desLandratsamtes, Obertshäuser Platz 1, Haus 3.
Damit verbunden sind drei öffentliche Veranstaltungen mit jeweils einem historischen Theaterstück mit der Thematik: „1914 Vorahnungen in Sachsen-Meiningen“, inszeniert vom Südthüringer Amateurtheater e.V. Obermaßfeld-Grimmenthal und einem generationenübergreifenden Theaterprojekt „Kriegswunden“ unter der künstlerischen Leitung und Regie von Frau Elke Büchner aus Meiningen. Auf geschichtlichen Ereignissen basierend, erinnert das historische Theaterstück an die Situation am Vorabend des Ersten Weltkrieges in Meiningen.
Das Projekt „Kriegswunden“ zeigt hingegen mit den Mitteln des Theaters – insbesondere des Schauspiels, der Bewegung und des Tanzes, was Krieg bedeutet und welche Wunden Kriege hinterlassen. “Diese Aufführungen sind eine gelungene Ergänzung zur historischen Sonderausstellung”, sagt Kreisarchivarin Angelika Hoyer.
Weitere Termine, Öffnungszeiten und Informationen zu den Theaterstücken sowie über die musikalische Umrahmung werden zeitnah in der Presse veröffentlicht.
Der Weg zur Ausstellung
Im Juli 2013 und im Januar 2014 startete das Kreisarchiv Schmalkalden-Meiningen zwei öffentliche Aufrufe an die Bevölkerung des Landkreises. Bürger wurden gebeten, Feldpostbriefe und Feldpostkarten, Fotos, Orden und andere Erinnerungszeugnisse als Schenkung oder Leihe zu übergeben. Gefragt waren auch Geschichten von Zeitzeugen, die die tragischen Ereignisse der Kriegsjahre aus unterschiedlichen Blickwinkeln greifbar werden lassen.
“Eingegangen sind seither 54 Exponate als Schenkungen bzw. Leihgaben unterschiedlichen Umfangs”, berichtet Angelika Hoyer vom Kreisarchiv. Drei Ankäufe von Dokumenten und Sachzeugnissen aus dem Umkreis der ehemaligen Garnisonsstadt Meiningen wurden getätigt. All diese Überlieferungen füllen mit den Ausstellungstexten mittlerweile 17 Aktenordner. Die bisher unveröffentlichten Dokumente und Sachzeugnisse aus den Privatarchiven der Bürger, den Quellen des Thüringischen Staatsarchivs Meiningen und des Kreisarchives bilden gemeinsam die Sonderausstellung, die anhand von Aufstellungstafeln und Vitrinen präsentiert wird.
“Die Reaktion der Bevölkerung auf die Aufrufe des Kreisarchives haben die Erwartungen weit übertroffen”, sagt Kreisarchivarin Hoyer. Neben der Ausstellung selbst, entstand auch eine sehr umfangreiche und interessante Materialsammlung zum Ersten Weltkrieg, die im Kreisarchiv den zukünftigen Generationen für Unterrichts-und Forschungszwecke zugänglich sein wird. Mehr als 550 Dokumente, bestehend aus Scans von Fotos und Feldpostkarten, Texten zur Thematik Erster Weltkrieg sowie Geschichten, überliefert in Privatarchiven oder aus Erzählungen von ehemaligen Frontsoldaten finden in der „Materialsammlung Erster Weltkrieg“ ihren Niederschlag. Den Scans wurde eine Titel- und Quellenbeschreibung angefügt.
“Durch die aktive Mitwirkung der Bürger ist eine einzigartige Sammlung entstanden, die fast ausschließlich aus Unikaten besteht”, freut sich Angelika Hoyer. Auch Hobbysammler aus Thüringen und Bayern beteiligten sich im Vorfeld mit Dokumenten und Sachzeugnissen und halfen den Mitarbeitern des Kreisarchivs durch ihre Fachkenntnisse. Zudem unterstützten drei ehrenamtliche Helferinnen aus Meiningen das Archiv mit Recherchen im „Meininger Tageblatt“, dem “Reichsgesetzblatt” und dem „Regierungsblatt für das Herzogtum Sachsen-Meiningen“ sowie bei der Text- und Quellenerfassung. Große Unterstützung erhielt das Archiv auch von Herrn Berger aus Meiningen, der die Transkription von zahlreichen Feldpostkarten und Feldpostbriefen durchführte. “Für das große Interesse aller an der Umsetzung dieser Thematik möchten wir allen Beteiligten herzlich danken”, sagt die Kreisarchivarin.
Auch zahlreiche Archivquellen fanden in der „Materialsammlung Erster Weltkrieg“
ihren Niederschlag. „Ein ganz besonderer Dank gilt Dr. Johannes Mötsch, Direktor des
Thüringischen Staatsarchivs Meiningen“, sagt Angelika Hoyer. Dr. Mötsch schlug der Kreisarchivarin im Juni 2013 Recherchen in der Materialsammlung des HAV (Hennebergisch
Altertumsforschender Verein) und anderen Beständen des Staatsarchivs zum Ersten Weltkrieg vor. Von August bis November erfolgte die Sichtung und Bewertung dieser Archivalien. Auch aus diesem Bereich besitzt das Kreisarchiv nun eine sehr interessante Quellenüberlieferung.
Die Aktenbestände der Gemeinden des Altkreises Meiningen, die im Kreisarchiv archiviert sind, wurden ebenfalls unter verschiedenen Gesichtspunkten ausgewählt und Recherchen unterzogen. Diese Unterlagen finden ebenfalls ihren Niederschlag in der Ausstellung und in der
„Materialsammlung Erster Weltkrieg“.
Geschichten und Geschichten
“Geschichte und Geschichten laden Bürgerinnen und Bürger zu einer interessanten Zeitreise ein”, kündigt Angelika Hoyer an. Dank der Aufzeichnungen aus der Feldpost, den niedergeschriebenen Erinnerungen und den unzähligen Fotos und Sachzeugnissen aus den Privatarchiven, dem Thüringischen Staatsarchiv Meiningen und dem Kreisarchiv Schmalkalden-Meiningen ist diese Dokumentation möglich geworden. “Wir hoffen und wünschen, dass diese Ausstellung auf ein großes Interesse in der Bevölkerung treffen wird.”

Blick auf die abgeschlossene, einjährige Text- und Bildersammlung sowie eine kleine Auswahl von Sachzeugnissen – alles Leihgaben und Schenkungen von Bürgern des Landkreises Schmalkalden-Meiningen. (links die Uniform eines Soldaten aus Stepfershausen, siehe nebenstehendes Foto, gedient im 2. Thür. Inf.-Reg. Nr. 32 mit dessen Stiefeln und dem Köcher zum Transport seiner Pickelhaube). Foto: Tom Pleiner/LRA

17 Aktenordner nur mit Texten und Fotos u.a. aus zahlreichen Feldpostkarten und Feldpostbriefen. Diese beinhalten spannende Geschehnisse zwischen Front und Heimat. Ganz oben links ist eine Granate, Stacheldraht, ein Propagandaplakat und ein Brotkörbchen mit Eisernem Kreuz ersichtlich – alle diese Stücke werden zukünftig in 7-9 Ausstellungsvitrinen präsentiert. Foto: Tom Pleiner/LRA