Anfang September entsandte der Landkreis Schmalkalden-Meiningen eine Delegation in das polnische Bytów, das im Partner-Landkreis Bytowski liegt. Dort fand ein internationales Treffen im Rahmen des Programms „Europe for Citizens“, ein Förderprogramm der Europäischen Union zur Unterstützung der Entwicklung einer aktiven europäischen Bürgerschaft, statt. Außer dem Gastgeber Bytów waren fünf Partner-Städte bzw. Partner-Landkreise von Bytów daran beteiligt: der Landkreis Vorpommern-Rügen (Deutschland), die Städte Frankenberg (Deutschland), Markaryd (Schweden) und Taurage (Litauen) sowie der Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Das Hauptthema des Treffens lautete Migration und Integration in kommunalen Verwaltungen. Von unserem Landkreis nahmen neben Vertretern des Landratsamtes – Mike Hemmann (Leiter Fachdienst Ausländer- und Personenstandswesen) und Lesya Lange (Integrationsmanagement) – auch Integrationsnetzwerkpartner – Marcelo Larricq (Sozialarbeiter der Immanuel Diakonie Südthüringen) und Annemarie Walter (Externe Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie Schmalkalden-Meiningen) – teil.
Das länderübergreifende Projekt sollte bereits im vergangenen Jahr starten, wurde wegen der pandemischen Lage jedoch immer wieder verschoben. Desto größer war nun die Freude der Organisatoren, dass das Treffen im September 2021 stattfand. Zwar konnten wegen diverser länderspezifischen bzw. regionalen Einschränkungen nicht alle Partner die Veranstaltung live erleben, aber dank moderner Technik und Videoübertragung konnten die beiden Partner – Frankenberg und Markaryd – online daran teilnehmen.
Das Ziel des Projekts „Europe for Citizens“ ist es, den interkulturellen Dialog sowie das gegenseitige Verständnis zu fördern und die Stigmatisierung von Migrantinnen und Migranten und Minderheitengruppen zu bekämpfen.
Während der dreitägigen Begegnung haben alle Gastgeber ihre geschichtliche Entwicklung mit dem Blick auf Migration vorgestellt. Dabei wurden viele Überschneidungen zwischen der deutschen und polnischen Geschichte deutlich sowie ihrer ethnischen Gruppe, den Kaschuben, die im Vordergrund stand. Alle Partner hielten Fachvorträge zum Thema „Integration in den kommunalen Verwaltungen“ aus verschiedenen Blickwinkeln und tauschten sich intensiv über das Thema Migration und Integration in Workshops oder persönlichen Gesprächen aus. Von großem Interesse für den Landkreis Bytowski waren die Erfahrungen von deutschen und schwedischen Kollegen zum Thema Flüchtlinge und Asylbewerber. Denn die Aufnahme von Flüchtlingen, insbesondere afghanischen Ortskräften, ist mittlerweile auch in Polen aktuell. Fragen wie „Was gilt es zu berücksichtigen?“, „Welches Vorgehen ist zu empfehlen?“ und „Welche Fehler gilt es zu vermeiden?“ wurden gemeinsam besprochen und diskutiert.
Geplant ist, das Programm „Europe for Citizens“ im Jahr 2022 fortzusetzen. Die nächsten Treffen sollen Anfang April im Landkreis Vorpommern-Rügen, Anfang Juni in Markaryd (Schweden) und als Abschluss wieder im September in Bytów (Polen) stattfinden. Bei jedem Studienbesuch gibt es einen anderen Schwerpunkt. So wird es auf dem Rügen hauptsächlich darum gehen, Integration live zu erleben zum Beispiel durch die Besichtigung von relevanten Orten wie Jobcenter, Begegnungszentrum, Gemeinschaftsunterkunft oder auch durch Gespräche mit Flüchtlingen. In Schweden wird der Akzent auf die Bildung und Berufsintegration gesetzt. Und im letzten Treffen in Polen ist angedacht, die gesammelten Erfahrungen auszuwerten. Zu allen drei folgenden Besuchen wird auch der Landkreis Schmalkalden-Meiningen wieder eine Delegation entsenden, denn dieser Austausch mit ausländischen Partnern ist eine wertvolle Erfahrung für alle Beteiligten. Auf diesem Weg wird versucht, ein internationales Kooperationsnetzwerk zu bilden, Erfahrungen auszutauschen und aus Best-Practice-Beispielen von anderen zu lernen und somit eine offene soziale Gesellschaft aufzubauen.
Titelbild: Von links nach rechts: Ryszard Sylka (Bürgermeister der Stadt Bytów), Lesya Lange (Landratsamt Schmalkalden-Meiningen, Integrationsmanagerin), Mike Hemmann (Landratsamt Schmalkalden-Meiningen, Fachdienstleiter Ausländer- und Personenstandswesen), Marcelo Larricq (Sozialarbeiter der Immanuel Diakonie Südthüringen), Leszek Waszkiewicz (Landrat des Landkreises Bytowski) und Annemarie Walter (Externe Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie Schmalkalden-Meiningen).