Für ihr herausragendes Engagement bei der Sanierung von historischen Gebäuden ehrte Landrätin Peggy Greiser auch in diesem Jahr insgesamt drei Eigentümer mit dem Denkmalpreis des Landkreises Schmalkalden-Meiningen. Mit dem Denkmalpreis will der Landkreis herausragendes Engagement für die Kulturschätze in unserer Region fördern, sich für das Geleistete mit Vorbildwirkung bedanken, aber auch anderen Mut machen und zeigen, welche großen Chancen in der Sanierung eines historischen Gebäudes liegen.
Aufgrund der aktuellen Situation wurden die Denkmal-Liebhaber in drei persönlichen Einzelbesuchen der Kreischefin ausgezeichnet. Somit gingen zwei Auszeichnungen, die mit einer Gelprämie von 500 Euro sowie einer Glückwunschurkunde und Plakette für das geschützte Bauwerk dotiert sind, nach Schmalkalden. Der dritte Preis wurde in Kaltennordheim verliehen.
Hier die diesjährigen Preisträger im Überblick:
Dr. Kerstin Blaschke für die Sanierung des Fachwerkgebäudes Pfaffengasse 14 in Schmalkalden
Die Pfaffengasse gehört zu den ältesten Siedlungskernen Schmalkaldens. Sowohl aus städtebaulicher als auch denkmalpflegerischer Sicht kommt ihr im Altstadtgebiet eine besondere Bedeutung zu. Innerhalb der Pfaffengasse nimmt das Haus Nr. 14 eine besondere Stellung ein. Es handelt sich hier um einen gewachsenen, mehrteiligen Gebäudekomplex bestehend aus einem Fachwerkgebäude, einem nach Südwesten anschließenden Seitenflügel und einem Nebengebäude.
Die Traufseiten des Gebäudes zieren geschweifte Kreuzstreben, die sich stilistisch in die Zeit zwischen 1550 und 1600 datieren lassen. Nach der Wende stand das Gebäude lange Zeit leer und fristete ein trauriges Dasein. Die Eigentümer nutzten das wertvolle Gebäude leider nur zu Lagerzwecken. Dr. Blaschke hat sich in das Gebäude verliebt und konnte den Verfall des Fachwerkhauses nicht länger mit ansehen. 2017 kaufte sie das Anwesen, um diesen ein neues Leben einzuhauchen.
Das Gebäude war teilweise in solch einem schlechten Zustand, dass sofortige Notsicherungsmaßnahmen erforderlich wurden. Während der Arbeiten zur Notsicherung des Daches wurden immer massivere Schäden an der Holzkonstruktion sichtbar.
Mit dem Beginn der Sanierungsarbeiten wurden gleichlaufend viele Gutachten erstellt. Holzschutzgutachten, bauhistorisches Gutachten oder auch ein restauratorisches Untersuchungskonzept bildeten die Grundlage für alle anderen Arbeiten. Da sich in dem Gebäude mehrere wertvolle Stuckdecken aus dem 17. Jahrhundert befinden, musste genau überlegt werden, wie welcher Deckenbalken zu sanieren ist, um nicht noch größere Schäden an den schadhaften Stuckdecken herbeizuführen. Bei den restauratorischen Untersuchungen der Innenräumen wurden außerdem noch Reste einer historischen Wandmalerei freigelegt. So konnte man im Zuge der Bauarbeiten immer mehr erkennen, dass das Gebäude Pfaffengasse 14 eine sehr lange, wechselvolle Geschichte haben musste.
Mit Frau Dr. Blaschke hat das Haus jemanden gefunden, der diese Geschichte ergründen wollte, um sie auch der Nachwelt zu erhalten. Für die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten am Gebäude wurden von Dr. Kerstin Blaschke nur Firmen beauftragt, die entsprechende Referenzen bei der Sanierung von Baudenkmalen nachweisen konnten. Alle Arbeiten wurden in laufenden Abstimmungen mit den Denkmalbehörden durchgeführt. Auch wenn es nicht immer einfach war, die Wünsche der Denkmalfachbehörde in Erfurt zu erfüllen, hat sich immer ein Weg gefunden, der zu einem guten Ergebnis geführt hat. Nachdem die Fassaden aller Gebäudeteile restauriert wurden, erstrahlt das Anwesen wieder in seiner vollen Pracht. Die Gestaltung der Außenanlagen soll dann die Gesamtsanierung abschließen.
Foto: Über den Dächern Schmalkaldens zeichnete Landrätin Peggy Greiser Dr. Kerstin Blaschke mit dem Denkmalpreis des Landkreises Schmalkalden-Meiningen aus. (Foto: Wolfgang Benkert)
Hanna-M. Wolff und Stefan Gampe für die Sanierung der Fachwerkhäuser Schmiedhof 24 und 26 in Schmalkalden
Die beiden Fachwerkhäuser liegen in einer schmalen Nebenstraße in der Altstadt von Schmalkalden. Die Bebauung dieser Gasse erfolgte im 17. Jahrhundert.
Die Erhaltungsmaßnahmen an den Gebäuden am Schmiedhof hielten sich in den letzten Jahrzenten sehr in Grenzen. Familie Wolff/ Gampe wollte das ändern. Sie erwarben 2015 das Gebäude Schmiedhof 20 und sanierten es. Das angrenzende Gebäude Schmiedhof 22 drohte jedoch aufgrund von Ungezieferbefall einzustürzen. Die Familie konnte dies nicht länger mit ansehen und erwarb gleich die nächsten Gebäude in der Straße, um diese zu sanieren. Das Gebäude Schmiedhof 22 war leider nicht mehr zu retten und musste abgerissen werden. Damit war jedoch der Weg freigegeben, die Wohnhäuser 24 und 26 zu sanieren.
Diese waren ebenfalls in einem sehr schlechten Zustand. Bei der Schadensaufnahme durch den beauftragten Planer wurde zum Beispiel festgestellt, dass das Zwerchhaus eines Gebäudes keinerlei Verbindung mehr zum Dachstuhl hatte. Sofort musste die Straße gesperrt werden, um eine Gefährdung der Fußgängen und der Autos auszuschließen.
Auf der Grundlage der thermographischen Aufnahmen der Denkmalbehörde entschieden sich die Bauherren, das Fachwerk wieder als Sichtfachwerk freizulegen. Nach der Entfernung des Putzes kamen nicht nur massive Holzschäden zum Vorschein, sondern auch einige positive Überraschungen. Neben einigen Verzierungen an den Schwellbalken wurden auch kleine Schnitzereien am Fachwerk und eine Hausmarke freigelegt. Hier wurde ersichtlich, dass das Gebäude Nr. 24 im Jahr 1637 errichtet wurde.
Die Sanierungsarbeiten der beiden Gebäude erwiesen sich an vielen Stellen komplizierter als gedacht. Immer wieder mussten Abstimmungen zwischen den Bauherren, dem Planer und dem Denkmalschutz erfolgen. Gemeinsam wurden Lösungen gefunden, die auch oft einen Kompromiss zwischen allen Beteiligten erforderten. Letztendlich wurde der gesamte Straßenzug des Schmiedhofs durch die Bauherren Hanna-M. Wollf und Stefan Gampe wesentlich aufgewertet.
Schon mit der Übernahme der Gebäude durch die Familie Wolff/Gampe war der Denkmalschutzbehörde klar, dass den Gebäuden wieder zu neuem Leben verholfen würde. Bei den Bauherren handelt es sich um „Wiederholungstäter“ die schon einige Gebäude in Schmalkalden saniert haben und dafür bereits zweimal den Denkmalpreis des Landkreises erhielten.
Foto: Hanna-M. Wolff und Stefan Gampe freuen sich über die persönliche Ehrung mit dem Denkmalpreis durch Landrätin Peggy Greiser. (Foto: Anett Recknagel)
Nicole und Stefan Türk für die Sanierung des Fachwerkhauses Straße zur Felda 4 in Kaltensundheim
Das 1740 als Landwirtschaftshof mit zweistöckigem Wohnhaus und zwei Scheunen errichtete Gehöft der Familie Türk ist ein Kleinod fränkischer Fachwerkbauweise.
Unmittelbar im historischen Ortskern gelegen, zeichnet es sich durch seine markante Lage an der Felda, seine Giebelständigkeit und die an den Balkenköpfen vorhandenen Zierformen als Kulturdenkmal von besonderem städtebaulichen und künstlerischen Wert aus.
Nicole und Stefan Türk legten Ihr Augenmerk bei der denkmalgerechten Sanierung des Wohnhauses auf die weitgehende Erhaltung der originalen Bausubstanz und die Tradierung des historischen Erscheinungsbildes.
Hierfür wurden jüngerzeitliche Nebengebäude und Anbauten bis auf den ursprünglichen Bestand zurückgebaut. Schnell wurde deutlich, dass der Dachstuhl kleinerer Reparaturen bedarf und das Dach neu eingedeckt werden muss. Bald darauf wurden nicht nur das aufgehende Fachwerk, sondern auch die alten Eichenholzschwellen zimmermannsmäßig in Eiche oder unter Verwendung von Altholz durchrepariert. Selbst Holznägel wurden nach historischem Vorbild ergänzt. Im Anschluss folgte die Stabilisierung und Ausmauerung der unzähligen losen und fehlenden Gefache.
Um das beschnitzte Sichtfachwerk erhalten zu können und gleichzeitig dem Anspruch der Bauherren nach einer energetisch nachhaltigen Sanierung gerecht zu werden, wurde das Haus mit einer denkmalgerechten Innendämmung versehen.
Ebenso aufwendig erwies sich die Aufarbeitung des aufwendig beschnitzten Türgewändes im Eingangsbereich, das abschließend, wie alle Holzbauteile des Hauses, mit Leinölfarben gefasst wurde.
Nicht zuletzt wurden Haustür und Sprossenfenster nach historischem Vorbild in Holz neu angefertigt und eingebaut. Auch der von alten Putzschichten verdeckte Werksteinsockel wurde freigelegt, um ihn für den Betrachter wieder erlebbar zu machen.
Foto: v.l. Edgar Gottbehüt (Ortsteilbürgermeister Kaltensundheim), Erik Thürmer (Bürgermeister Kaltennordheim), Landrätin Peggy Greiser, Nicole und Stefan Türk, Carolin Witter bei der Übergabe des Denkmalpreises 2020 für die Sanierung des Fachwerkhauses in der Straße zur Felda 4 in Kaltensundheim.