Der Schäferwagen, der normalerweise Übernachtungsgäste am Strandbad Breitungen beherbergt, kommt bei der „Grünen Woche“ in Berlin gut an.
„Viele haben uns gefragt, ob wir den verkaufen“, sagt die Leiterin der Tourist-Information Breitungen, Cornelia Reum, und lacht. In Breitungen bilden mehrere dieser Schäferwagen eine kleine „Herde“ und locken am Kiessee zusammen mit den „Bienenwaben-Ferienhäusern“ als extravagante Übernachtungsmöglichkeiten. „Wir haben natürlich gleich unsere Prospekte an alle Interessierten verteilt. Einige Besucher können sich so einen Schäferwagen auch für ihren Garten vorstellen“, verrät Reum. Auch ihnen hilft die Touristikerin gerne weiter und nennt die ihr bekannten Hersteller.
Steinreich
Aber nicht nur die tierisch guten Bungalows, einst gefördert als LEADER-Projekt, kommen bei den Besuchern der weltgrößten Landwirtschafts- und Ernährungsmesse an. Die Aktion Schäferwagen, wie sie im offiziellen Programm des Landkreis-Standes betitelt ist, spannt einen breiten Bogen. Angeboten werden hier auch Produkte aus Schafwolle – passend zum Schäferwagen, vornehmlich aus Vlies. Mit dem flauschigen Textil können sich die Messebesucher ein ganz besonderes Souvenir selbst gestalten. Wie beim Thüringentag Ministerpräsident Bodo Ramelow, versehen alle Neugierigen einen Stein vom Kiessee mit Filz. „So entsteht ein schöner Handschmeichler“, erzählt Cornelia Reum. Das Angebot werde sehr gut angenommen. Auch Sprüche, die sich um das Wort „Stein“ drehen, liegen zum Mitnehmen parat. „Wir sind sozusagen steinreich“, scherzt Reum und zeigt auf das Häufchen Steine, das für die nächsten Filz-Lustigen bereitliegt. Auch auf der Bühne macht Cornelia Reum im Filz-Outfit eine gute Figur. Zusammen mit Moderatorin Sylvia Potreck präsentiert sie Kleidungsstücke aus dem Filzstudio Sabine Gaskas.
Geschmackvoll
Positiv fällt auch das Fazit der weiteren Akteure nach dem Eröffnungswochenende aus. Holger Schulz, Marketing- und Vertriebsleiter bei der Fleisch- und Wurstwaren GmbH Schmalkalden, spricht von einer sehr guten Resonanz. „Wir stellen einen hohen Bekanntheitsgrad fest – gerade hier in Berlin“, sagt er. Vor allem das Kernprodukt, die Thüringer Bratwurst, die es in der Thüringenhalle an drei Ständen zu probieren gab, sei sehr gefragt. Auch die Wurstspezialitäten, die im Regal auf die Besucher warten, seien äußerst beliebt, so der Verkaufsexperte. „Was wir hier ganz deutlich spüren, ist der Wunsch des Kunden nach Originalität.“ Eine weitere Erkenntnis für die Schmalkalder Fleisch- und Wurstspezialisten: „Wir erleben, dass der Endverbraucher die Region Thüringen über den Geschmack identifiziert“, beschreibt der Marketing-Fachmann eine Art kulinarisches Gedächtnis der Messebesucher. Ähnlich äußerten sich auch Christel und Lutz Reukauf von der Rhönbrauerei Dittmar aus Kaltennordheim. „Der Freitag und der Samstag liefen super“, sagt Geschäftsführerin Christel Reukauf. „Wir konnten viele Kontakte knüpfen und die Beziehungen, die wir bereits nach Berlin haben, nutzen.“ Es sei toll, wie die Region auf der Grünen Woche zusammenarbeitet und sich gemeinsam vermarktet. „Es ist auch eine Dokumentation dessen, wie schön es bei uns ist.“ Die Rhönbrauerei stehe für lokale Wirtschaftskreisläufe – die Gerste fürs Bier wachse beispielsweise in Oepfershausen und Eckardts – und für regionale Vermarktung, berichtet Ehemann Lutz Reukauf. Besonders gefragt sei das Kellerbier gewesen. Birgit Ehrsam aus Schwarzbach, die an ihrem Stand selbst gemachte Naturkosmetik verkaufte, lobt vor allem das gute Rahmenprogramm, den Service und die Organisation der Messe. „Vom Verkauf her hätte ich mir mehr versprochen, aber die Leute sind wohl vor allem zum Probieren hier“, sagt die Kräuterexpertin.
Hammer-Erlebnis
Beeindruckt von der Ausstellung, der Atmosphäre und der guten Zusammenarbeit der Aussteller ist Anneliese Rühle von den Landfrauen Behrungen. „Natürlich hätten wir gerne noch etwas mehr Kuchen verkauft, aber dafür gibt es reges Interesse an unserem Kochbuch“, verrät die Rentnerin. Die Rezeptesammlung habe nach den ersten Verkäufen schnell die Runde gemacht. „Viele haben uns gefragt, wo Behrungen eigentlich liegt. Bei der Erklärung haben wir festgestellt, dass das Meininger Theater sehr bekannt ist.“ David Venter, Geschäftsführer bei der Venter-Glocken GmbH fasst seine Eindrücke von der Grünen Woche in zwei prägnante Worte zusammen: „Ein Hammer-Erlebnis“, sagt er. „Es geht hier fast wie bei einem Volksfest zu.“ Am Stand der Venter-Glocken ging es dann auch richtig mit dem Hammer zur Sache und beim Glocken-Dengeln konnten sich Mutige selbst ausprobieren. „So eine Endverbraucher-Messe mit Live-Vorführungen ist für uns absolutes Neuland. Hier kann man die Leute sehr gut mit einbeziehen.“ Viele Fragen, großes Interesse – insgesamt eine „riesige Publikumsreaktion“, stellt der Glocken-Spezialist fest.