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Armutsprävention: Planungskoordinatorin nimmt Arbeit auf

Seit zwei Monaten sammelt Franziska Dahm fleißig Zahlen. Die 27-jährige Soziologin ist seitdem als Planungskoordinatorin im Landratsamt tätig. Ihr Zuständigkeitsbereich: Der Kampf gegen die Armut: Finanziert wird die Stelle über eine EU-Förderung gemäß der Armutspräventionsrichtlinie des Landes. „Derzeit nehmen wir eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Daten zur Armut und Angebote zur deren Bekämpfung und Prävention vor. Anschließend entwickeln wir gemeinsam mit mehreren Fachdiensten des Landratsamtes sowie mit Netzwerkpartnern wie Trägern, Vereinen, Verbänden, Politik und Bürgerinnen und Bürgern eine Armutspräventionsstrategie mit konkreten Handlungsempfehlungen und Maßnahmen“, berichtet Dahm.

Neu im Landratsamt: Die Planungskoordination für die Armutsprävention, Franziska Dahm

Neu im Landratsamt: Die Planungskoordination für die Armutsprävention, Franziska Dahm

Auf den ersten Blick erscheine das Armutsrisiko in Südthüringen gering. Der Armutsbericht 2016 des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hat für den Süden des Freistaates die niedrigste Armutsgefährdungsquote in den neuen Bundesländern ermittelt. Laut Bericht sind hier 15,9 Prozent der Bürgerinnen und Bürger von Armut betroffen oder bedroht. Zum Vergleich: In Ost- und Mittelthüringen liegen die Quoten bei 18,6 beziehungsweise 17,4 Prozent, in Nordthüringen sogar bei 19,4 Prozent. Basis für die Werte ist das bundesweite (haushaltsgewichtete) Durchschnittseinkommen. Wer weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung hat, gilt als armutsgefährdet. Einkalkuliert werden hier neben Lohn oder Gehalt zum Beispiel auch Wohngeld, Kindergeld sowie Hartz-IV-Bezüge.

Laut amtlicher Sozialberichterstattung, der bundeslandbezogene Durchschnittseinkommen zugrundeliegen, ist der Anteil gefährdeter Menschen im Freistaat sogar noch deutlich niedriger (http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de/A1armutsgefaehrdungsquoten.html, siehe Tabelle A.1.2.16 Thüringen). Die aktuelle Armutsquote für Thüringen liegt demnach bei 11,6 Prozent. „Dass diese regionale Armutsrisikoquote geringer ausfällt, als die Quote für Thüringen, die am Durchschnittseinkommen aller deutschen Bürger bemessen ist (17,8 Prozent), hängt natürlich auch mit niedrigeren Löhnen in Thüringen zusammen“, erklärt Dahm. Für die Armutsmessung im Landkreis Schmalkalden-Meiningen bzw. im Freistaat insgesamt könne allerdings der Vergleich mit allen anderen Thüringern durchaus relevanter, da alltagsbezogener, sein als jener mit Einwohnern, die in einem ganz anderen Teil der Republik ihren Lebensunterhalt bestreiten, so die Planungskoordinatorin.

Zudem müsse beachtet werden, führt Dahm weiter aus, dass Südthüringen zwar die geringste Armutsquote in den neuen Bundesländern aufweise, allerdings sei diese seit 2008 kontinuierlich gestiegen (von 13,6 Prozent in 2008 auf 15,9 Prozent in 2014), in den anderen Landesteilen sei sie dagegen leicht gefallen (nachzulesen im Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, 2016). „Diesem negativen Trend wollen wir entgegenwirken“, so Dahm. Da nach der Wende viele Erwerbsbiografien Brüche erhielten, dürfte in den nächsten Jahren aber insbesondere die Gefahr von Altersarmut steigen. Über die rein ökonomische Betrachtung von Armut hinaus will Dahm bei ihrer Arbeit Armut vor allem mehrdimensional anhand von mangelnden Teilhabenchancen an kultureller, sozialer und gesundheitlicher Teilhabe erfassen.

Für Nachfragen steht Franziska Dahm, Planungskoordinatorin „Armutsprävention“ unter 03693 485-541 und franziska.dahm@lra-sm.thueringen.de zur Verfügung.”