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Information zum aktuellen Stand des Vorhabens zur Gründung einer Thüringer Gemeinschaftsschule (TGS)

Eine qualitativ hochwertige Bildungslandschaft sowie die fünf Schulstandorte in Zella-Mehlis mit Benshausen für die nächsten Jahrzehnte zu erhalten und trotz sinkender Schülerzahlen zukunftsfähig aufzustellen, soll das Ziel sein, das mit der Gründung einer Thüringer Gemeinschaftsschule (TGS) in Zella-Mehlis verfolgt wird. Dabei werden unter dem Dach der TGS alle Klassenstufen von 1 bis 12 abgebildet und alle allgemeinbildenden Schulabschlüsse einschließlich des Abiturs auch für die nächsten Jahre ermöglicht. Das Schulamt Südthüringen, das Landratsamt als Schulträger und die Stadt Zella-Mehlis als Schulsitzgemeinde hatten zu einem Informationsabend für Eltern- und Lehrervertreter eingeladen, um gemeinsam über die angestrebte Schulform zu informieren und offene Fragen zu beantworten, bevor Eltern, Lehrer und Schüler in den Schulkonferenzen über die
Gründung dieser TGS entscheiden.

„Nur wenn die Lehrer, Eltern und Schüler die Gründung einer TGS wollen und die Kommune dies unterstützt, ist der Plan machbar“, erklären die Vertreter des Schulamts. Sie berichteten von anderen erfolgreich arbeitenden Gemeinschaftsschulen in Thüringen und erklärten das Grundprinzip der Differenzierung. Diese ist das Herzstück der TGS und macht das längere gemeinsame Lernen auf unterschiedlichen Bildungsniveaus möglich. Die Individualität der Kinder steht dabei im Mittelpunkt und ihre Stärken werden in den Fokus gerückt.

Bis zur Klassenstufe 6 erfolgt der Unterricht im Klassenverband bei einheitlichem Lehrplan. Je nach Fach und Entwicklung lernen Schülerinnen und Schüler in den Klassen 7 und 8 auf unterschiedlichen Anspruchsebenen (Haupt-, Real- oder Gymnasialniveau). Das heißt: Ein Schüler kann in verschiedenen Fächern auf unterschiedlichen Anspruchsebenen lernen und muss nicht in allen Fächern auf dem gleichen Anforderungsniveau arbeiten. Der Wechsel dieser Anspruchsebenen ist bis zum Ende der Jahrgangsstufe 8 möglich. Die Entscheidung über die Anspruchsebenen in den einzelnen Fächern liegt zunächst bei den Eltern –
basierend auf den Empfehlungen der jeweiligen Fachlehrer. Die Wahl des angestrebten Schulabschlusses erfolgt erst mit dem Halbjahreszeugnis beziehungsweise zum Ende der 8. Klasse. Auch nach Klasse 10 kann bei entsprechender Leistung der Übergang in die gymnasiale Oberstufe erfolgen – und das ohne Schulwechsel. Der Weg zum Abitur dauert in diesem Fall 13 Schuljahre.

An den Grundschulen Friedrich Schiller und Benshausen sollen auch zukünftig weiterhin Kinder von Klassenstufe 1 bis 4 unterrichtet werden, während an der heutigen Grund- und Regelschule Martin Luther dann gemeinsam in den Klassenstufen 5 bis 8 gelernt würde. Am Standort Alte Straße, dem heutigen Gymnasium, könnten die Klassenstufen 9 bis 12 untergebracht sein. Sollten die Schulkonferenzen der Gründung einer TGS zustimmen, kann das Vorhaben bereits zum 1. August 2026 umgesetzt werden. „In dieser Stadt werden Olympiasieger gemacht“, sieht Schulamtsleiter Michael Kaufmann das Vorhaben in diesem zeitlichen Rahmen zwar sportlich, aber machbar – vorausgesetzt, die Entscheidung fällt für eine Thüringer Gemeinschaftsschule.

Die Erfahrungen aus anderen Gemeinschaftsschulen – auch in Südthüringen – haben gezeigt, dass diese Schulform in der Region Strahlkraft entwickelt. Die TGS in Bibra und auch in Brotterode-Trusetal haben entsprechenden Zulauf aus der gesamten Region, sodass sinkenden Schülerzahlen entgegengewirkt wird. Darauf aufbauend wäre es in Zella-Mehlis möglich, zukünftig eine gymnasiale Oberstufe – die derzeit am Gymnasium ausgesetzt ist – anzubieten. Das Rechenbeispiel zeigt: Die rund 140 Kinder in den dritten Klassen in der Stadt Zella-Mehlis würden zum 1. August 2026 in die Klassenstufe 5 der TGS wechseln. Davon ausgehend, dass sich ein Drittel für das Abitur entscheidet, bleiben mit 35 bis 40 Kindern genug Schüler um eine Oberstufe zu bilden. „Daraus nehmen wir nicht Gewissheit, wir nehmen Hoffnung“, macht Michael Kaufmann deutlich, dass die Gemeinschaftsschule ein Weg ist, um das Abitur in Zella-Mehlis anzubieten. Auch der Lehrermangel werde mit einer TGS nicht gelöst, aber das Personal ist aufgrund des gemeinsamen Lernens flexibler
einsetzbar.

Die Gründung einer Gemeinschaftsschule sichert für Zella-Mehlis eine hohe Bildungsqualität und -vielfalt. Eine Gemeinschaftsschule, die von Klasse 1 bis 12 reicht, bietet ein Alleinstellungsmerkmal, denn das Vorhaben ist das erste seiner Art im Bereich des Schulamts Südthüringen.

Für Bürgermeister Torsten Widder ist die Gründung einer Gemeinschaftsschule für Zella-Mehlis nicht nur die Chance, das Abitur, sondern alle allgemeinbildenden Schulabschlüsse und das Schulnetz der Stadt mit allen Standorten nachhaltig zu sichern: „Die Gründung einer Thüringer Gemeinschaftsschule ist die wichtigste Entscheidung für unsere Bildungslandschaft, die wir seit 1990 treffen – das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig“. Auf Nachfrage machte Bürgermeister Torsten Widder in der Informationsveranstaltung deutlich, dass es derzeit keine andere Alternative zum Erhalt der gymnasialen Oberstufe gibt.

Dass die Gründung einer TGS gelingen kann, davon sind die Vertreter von Schulamt, Landratsamt und Stadtverwaltung Zella-Mehlis überzeugt. Landrätin Peggy Greiser verspricht: „Wir als Schulträger werden alles tun, um den Prozess zu unterstützen – und unseren Beitrag dazu leisten, dass der Zeitplan eingehalten werden kann.“