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Sportministerium will Thüringens größtes Skispringen beerdigen …

…  Landrätin erwartet Machtwort von Ministerpräsident Bodo Ramelow 

Nach der Absage des Thüringer Sportministeriums für die dringend benötigten Fördermittel  der Inselbergschanze in Brotterode-Trusetal, fordert Landrätin Peggy Greiser ein Machtwort von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Ramelow hatte im Jahr 2019 die Schanze am Seimberg besucht und wie heute noch auf seiner Homepage nachzulesen ist, zur Bedeutung des Skisprung-Standorts versichert: „Deswegen werden wir auch weiterhin gemeinsam mit dem Landratsamt und dem Tourismusverein hart daran arbeiten, dass die Schanze auch weiterhin ihren Platz als Austragungsort für Spitzensport behalten wird.”

Diese aktive Mithilfe fordert jetzt Landrätin Peggy Greiser ein. „Wir fordern den Ministerpräsidenten auf, Wort zu halten und darauf hinzuwirken, dass eine Lösung zur Finanzierung der Anlagen gefunden wird. Ohne die dringend notwendige Sanierung verliert die Inselbergschanze das notwendige FIS-Zertifikat für den Continental-Cup. Thüringens größte Skisprung-Veranstaltung wäre dann nach dem Wettkampf im Februar Geschichte. Auch die vom Weltverband FIS aufgezeigte Perspektive eines A-Weltcups der Damen wäre damit vom Tisch.“

Das COC-Skispringen in Brotterode ist mit jährlich 6.000 bis 8.000 Zuschauern nicht nur Thüringens größte Skisprung-Veranstaltung, der Wettkampf ist weltweit in der gesamten COC-Serie der zuschauerträchtigste. „Die Stimmung in Brotterode hat Weltcup-Niveau. Das wissen auch die FIS und der DSV, das ist auch ein Grund dafür, dass das FIS-Zertifikat für die Schanze immer wieder verlängert wurde – aber die Forderungen, dass die Schanze endlich saniert werden muss, waren unmissverständlich. Eine nochmalige Verlängerung nach dem COC-Springen im Februar ist äußerst unwahrscheinlich. Und die greifbare Chance auf einen Damen-Weltcup mit einer Millionen-Einschaltquote im TV wäre dahin“, kritisiert die Landrätin das Sportministerium.

Die Organisation der vielen leidenschaftlichen Ehrenamtlichen verdiene seit Jahren höchste Anerkennung. „Dieses Engagement tritt das Sportministerium mit Füßen.“ Noch nie habe für Thüringen eine bessere Option bestanden, internationale Skisprungwettbewerbe auf Weltklasse-Niveau zu ergattern und die bestehenden Wettkämpfe langfristig zu sichern.

Sowohl die Stadt Brotterode-Trusetal als auch der Landkreis Schmalkalden-Meiningen haben ihre Hausaufgaben gemacht und entsprechende Beschlüsse gefasst. Der von Landkreis und Stadt gebildete kommunale Zweckverband „Seimberg“ hat seine Arbeit aufgenommen und sowohl ein fundiertes Sanierungskonzept aufgestellt als auch finanzielle Mittel in einer Größenordnung von mehr als einer Million Euro für die notwendige Sanierung der Schanzenanlage in den kommunalen Haushalten reserviert. Ohne Förderung des Freistaats zur Sanierung ist das Skispringen auf Spitzen-Niveau in Thüringen bald Geschichte.

Insbesondere kritisiert die Landrätin die „erkennbare Verweigerungshaltung seitens des Sportministeriums“. Gemeinsam anvisierte Termine mit dem Thüringer Wirtschaftsministerium bezüglich der zusätzlich anvisierten touristischen Nutzung wurden abgesagt, fortwährend neue und zumal schwer verständliche Formalien benannt und auch schon für 2020 eine Förderung über die Sportförderrichtlinie abgelehnt. Auch Einzelförderungen aus dem Landeshaushalt, wie sie anderer Stelle problemlos möglich sind, wurden verweigert. „Vom Wirtschaftsministerium wurde uns für zusätzliche touristische Begleitmaßnahmen Unterstützung signalisiert, dabei wurden die wichtigen Impulse zur Tourismusentwicklung gewürdigt, insbesondere mit Blick auf die bereits ins Laufen gekommenen Investitionen auf dem Inselbergplateau.“

Dass das Sportministerium erneut ins Feld führe, dass mit einer sanierten Großschanze in Oberhof doch bereits eine Spitzensportanlage für internationale Wettkämpfe im Skispringen zur Verfügung stünde, sei Augenwischerei und zeuge von wenig Fachkompetenz. „Die FIS als zuständiger Weltverband hat mehrfach darauf verwiesen, dass im Falle eines Wegfalls des Standortes Brotterode keine mittel- und langfristige Vergabe nach Oberhof erfolgt“, so Greiser. Auch wurde seitens des DSV und der FIS darauf verwiesen, dass eine erfolgreiche Entwicklung im Leistungssportbereich in den seltensten Fällen durch ausschließliche Konzentration auf einen Standort (Oberhof) und Ausblenden der anderen Nachwuchsleistungszentren gelingen kann. „Ein Olympiastützpunkt in Oberhof braucht regionale Talentleistungszentren mit attraktiven Wettbewerben wie in Brotterode, in denen Kinder fürs Sportgymnasium und für die Leistungskader fitgemacht werden“, so Greiser.

Mit einem Investitionszuschuss des Landes im Umfang von drei Millionen Euro könne nicht nur das internationale COC-Springen gesichert, sondern auch ein Damen A-Weltcup etabliert werden. „Mit der touristischen Erschließung der Schanzenanlage wollen wir die Sportanlage perspektivisch zudem auch für Touristen attraktiv machen“, so die Landrätin. So sollen eine 360-Grad-Aussichtsplattform und eine VR-Simulation Skispringen für Jedermann erlebbar machen. Zudem sind eine Zipline für waghalsige Gleiterlebnisse vom Sprungturm in den Auslaufbereich und natürlich eine moderne, museale und multifunktionale Erzählung von der Skisprungtradition in Thüringen und Brotterode vorgesehen. Auch Events wie das Rennsteig-Open-Air, der TEAG-Auslauf-Rauflauf und das Hornschlittenrennen werden weiterhin ganzjährig für Großereignisse am Seimberg sorgen.

„Wir würden eine Spitzensportanlage schaffen, die für Nachhaltigkeit und Klimaschutz steht sowie für das Zusammendenken von Sport und Tourismus“, gibt die Landrätin zu bedenken. Das erstellte Klimaschutzgutachten zeige eindrucksvoll, dass Skispringen in Thüringen klimafreundlich und CO2-neutral umsetzbar ist, so Greiser.