„Blickwechsel“ – so lautete das Motto des diesjährigen Tag der Wirtschaft des Landkreises Schmalkalden-Meiningen im Technologie- und Gründerzentrums (TGF) Schmalkalden, der am 16. September 2021 bereits zum 19. Mal stattfand. Gleich zu Beginn konnten die rund 120 Gäste die Ausstellung „Der Mittelstand stellt sich vor“ mit Best-Practice-Beispielen in den Blick nehmen.
Die Suche nach Antworten auf Zukunftsfragen
„Perspektiv-Wechsel, Neu-Denken, Anders-Denken, Voraus-Denken, das sind die Voraussetzungen für Entwicklung und Innovation“, machte Landrätin Peggy Greiser in ihrem Grußwort zum Auftakt des Fachtages deutlich. Denn das seien die Grundlagen, um die passenden Antworten auf Zukunftsfragen zu finden. Wie schaffen wir es klimafreundlicher zu werden – ohne Wirtschaftswachstum und damit Arbeitsplätze zu gefährden? Wie passen wir unsere Städte, unser Verhalten, unsere Landwirtschaft und auch vieles mehr an veränderte Klimabedingungen an. „Aber auch Ressourceneffizienz, sinnvolles Recycling und Wiederverwertung sind wichtige Herausforderungen unserer Zeit“, mahnte Greiser. Die Suche nach neuen Perspektiven lohne sich ihrer Meinung nach auch beim Thema Flächenknappheit: „Einerseits sind Flächen für neue Eigenheime und Betriebe vielerorts rar. Andererseits nimmt der Anteil versiegelter Flächen immer mehr zu, was bei Starkregenereignissen wie zuletzt im Ahrtal zur Überlastung der Entwässerungssysteme und zu verheerenden Überflutungen in Gebäuden, Straßen und Feldern führte.“ Längst eingeleitet sei der Prozess der Digitalisierung, den der Landkreis momentan auch in den Schulen stark forciere und den viele Unternehmen bereits weit vorangetrieben haben. „Auch die Corona-Pandemie und ihre Folgen werden uns noch lange beschäftigen“, resümierte die Landrätin und nutzte abschließend die Gelegenheit allen Unternehmern nochmals für ihr Engagement, ihr Durchhaltevermögen und ihre Kreativität in dieser schwierigen Zeit zu danken.
Gemeinsam mit Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski und dem Meininger Bürgermeister Fabian Giesder wagten die Gäste im Anschluss den Blick nach vorn. Beide Ortschefs erörterten Themen wie die überörtliche Verkehrsanbindung, um den Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen; gingen auf den Fachkräftemangel, die Berufsausbildung, Hotellerie und die Tourismusentwicklung ein.
Energieautarke Verwaltungen und belebte Innenstädte
Thomas Kaminski brachte unter anderem die anhaltend große Nachfrage nach Gewerbegrundstücken in Schmalkalden zur Sprache. Diese wolle man künftig zweigleisig decken, indem alte Flächen rekultiviert und weitere Flächen, die infrastrukturell gut gelegen sind, neu erschlossen werden. Große Ambitionen verfolgt die Stadtverwaltung Schmalkalden auch in Sachen Energieautarkie in enger Zusammenarbeit mit dem TGF. „Bis zum Jahr 2030 wollen wir im Bereich Strom vollständig klimaneutral werden“, kündigte Kaminski an. Sechs Photovoltaik-Anlagen auf städtischen Gebäuden seien mit Hilfe der Pro-Energie AG bereits installiert worden. Er stellte jedoch klar: „Dieses Ziel kann die Stadt Schmalkalden nicht allein erreichen, aber mit positiven Beispiel voran gehen, damit sich die vielen Gewerbetreibenden wie auch privaten Immobilieneigentümer und Wohnungsunternehmen ebenfalls engagieren.“
Amtskollege Fabian Giesder lenkte hingegen den Blick auf die Bedeutung der Meininger Innenstadt, die das wichtigste Aushängeschild der Kreisstadt sei. Besonders den Einzelhandel habe die Corona-Krise hart getroffen und auch in Meiningen braucht es Zukunftsideen für eine lebendige Innenstadt. „Es gilt Handel, Hotellerie und Gastronomie aufrecht zu erhalten und da, wo nötig, wieder aufzubauen“, machte Giesder deutlich und berichtete von vielfältigen Förderprojekten für Unternehmen in Meiningen. Weitere Leerstände müssten unbedingt vermieden und Fachkräfte in der Region ausgebildet, gewonnen und gehalten werden. Während sich Meiningen an der Kapazitätsgrenze für Wohnraum bewege und bereits im Sommer 2021 auch ein Wohnbaugipfel in Meiningen stattfand, freute sich Bürgermeister Giesder hingegen über die schwindenden freien Bauflächen im Gewerbegebiet am Roher Berg. Derzeit stünden nur noch 2,5 Hektar zur Verfügung und nun müsse sich die Stadt abermals Gedanken um neue Flächen für Gewerbetreibende machen.
Unterstützung für Start-ups
Anschließend betraten Andrea Glaser (Bundesverband deutscher Innovationszentren), Kreiswirtschaftsförderin Ulrike Steinmetz sowie die Existenzgründer Michael Arndt (PRO Energie AG) und Tommy Müller (TBT-Design/Videoproduktion – Filmproduktion) das Podium. Die Beiträge der Experten und Start-Ups standen unter dem Titel „EinBlick ins Technologiezentrum – Mehr als NUR eine Immobilie“. „Eine Plattform zum Austausch“, „eine Interessenvertretung für Gründer und Start-ups“, „ein Ort am Zahn der Zeit für 250 Gründer mit persönlicher Betreuung“ – lautete das durchweg positive Fazit der vier Referenten zum TGF Schmalkalden, das sich als weit mehr als NUR eine Immobilie etabliert hat.
Kultur erhalten
Der neue Intendant des Staatstheaters Meiningen, Jens Neundorff von Enzberg, lenkte darauffolgend den Blick Richtung Kultur und ging dabei der Frage nach, ob es sich bei Kunst um „Luxus oder Notwendigkeit?“ handelt. Das Staatstheater Meiningen lebe durch seine rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gemeinsamen Ideen und Visionen, so Neundorff von Enzberg. Er ist überzeugt: „Das Staatstheater in Meiningen ist kein Luxus, sondern muss erhalten bleiben, stärker überregional wahrnehmbar sein und auch ins Politikverständnis gerufen werden“. Um das zu erreichen, startet das Staatstheater Meiningen nun eine Imagekampagne, die die wichtige Bedeutung von Kultur und dem Staatstheater Meiningen vermitteln soll.
Anschließend rückte Matthias Kaiser, Vorstand der Mittelstandsvereinigung ProSüdthüringen die gemeinsame Teamleistung und vereinte Kraft des Mittelstandes in den BlickPunkt. Die Mittelständische Vereinigung Pro Südthüringen und der BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft – wollen branchenübergreifend Unternehmen zusammenzubringen und ein Podium für lebendigen Austausch bieten, um aktuelle Problemstellungen gemeinsam zu lösen.
Neuer Imagefilm
Last but not least gab Joanna Izdebski, Geschäftsführerin am TGF in Schmalkalden einen AusBlick. Unter dem Titel „TGF – Nährboden für Innovationen“ stellte sie den neuen Imagefilm des TGF vor, der auch online auf Youtube unter https://www.youtube.com/watch?v=3kbdxUhEoXY abrufbar ist und die Gründer des Schmalkalder Start-Ups smaints zu Wort kommen lässt, die dank TGF den Sprung in die Selbstständigkeit geschafft haben.
Foto: Landrätin Peggy Greiser begrüßte die 120 Gäste und motivierte zum gemeinsamen Blickwechsel zum 19. Tag der Wirtschaft.