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Landrätin Peggy Greiser ehrt drei herausragende Denkmal-Liebhaber

Titelfoto: Landrätin Peggy Greiser verleiht die Denkmalpreise an Matthias und Martina Blatt (5. und 7.v.l.) und Danny Sauerbrey (3.v.r.) mit Lebensgefährtin Tina Ferworn (2v.r.). Es gratulierten auch Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski (4.v.r.), Bärbel Oehring (l.) und Carolin Witter (r.) von der Unteren Denkmalschutzbehörde und Dr. Jürgen Halbig vom Denkmalbeirat. Im Bild fehlen die Preisträger Vera von Elm und Berno Plorin, die leider nicht an der Verleihung teilnehmen konnten.

Landrätin Peggy Greiser hat am 12. November 2019 vorbildliche Eigentümer von Denkmalen ausgezeichnet. Insgesamt vergab die Kreischefin in diesem Jahr drei Denkmalpreise. Die Preisträger kommen aus Schmalkalden, Rohr und Belrieth. Sie erhielten je eine Geldprämie von 500 Euro sowie eine entsprechende Urkunde und Plakette für das geschützte Bauwerk.

„Sanierte historische Bauwerke vermitteln erlebbare Geschichte und bereichern als kulturelle Schätze jedes Orts- und Stadtbild“, betonte Greiser in ihrer Begrüßungsrede. „Denkmalpflege ist wichtig. Sie schafft Heimat, sie schafft Verbundenheit und stiftet Identität.“ Was allein in diesen drei prämierten Objekten an Sanierungsleistung, Engagement, an Liebe und an Leidenschaft investiert worden sei, könne man kaum genug würdigen.

Insgesamt 56 Denkmalpreise vergab der Landkreis Schmalkalden-Meiningen seit 2007 überwiegend an Privatpersonen, die sich in herausragender Weise um den Denkmalschutz und die Denkmalpflege verdient gemacht haben. „Zuschüsse für Denkmalpflege sind eine sichere Investition in die Zukunft und nicht zuletzt auch ein erfolgreiches Instrument der Wirtschaftsförderung“, unterstrich Greiser. Aus diesem Grund gab der Kreistag für 2019 Fördermittel in Höhe von 250.000 Euro für denkmalpflegerische Maßnahmen frei. Insgesamt förderte der Kreis damit Gesamtinvestitionen in Höhe von rund eine Million Euro, wovon nicht zuletzt die heimische Wirtschaft profitiere.

2019 hatten sich insgesamt acht Denkmaleigentümer für den Denkmalpreis des Landkreises Schmalkalden-Meiningen beworben. Die Untere Denkmalschutzbehörde nahm aufgrund der Ausschreibungsrichtlinien, die jährlich im Amtsblatt veröffentlicht werden, eine erste Prüfung vor und traf eine Vorauswahl. Unter anderem prüften die Mitarbeiter, ob der entsprechende Denkmalstatus vorliegt, ob im Vorfeld die nach Thüringer Denkmalschutzgesetz erforderlichen Genehmigungen eingeholt wurden, die handwerkliche und denkmalpflegerische Qualität auszeichnungswürdig ist und bezogen natürlich auch das persönliche Engagement der Bewerber ein. Nach Prüfung all dieser Kriterien wurden die Objekte dem ehrenamtlichen Denkmalbeirat des Landkreises vorgestellt  – nun wurden die drei Preisträger ausgezeichnet.

  • Matthias und Martina Blatt für die Sanierung ihres Fachwerkhauses mit Scheune, in der Hinteren Gasse 12, Rohr

Bestehend aus Wohnhaus und Scheune haben Martina und Matthias Blatt im Jahr 1989 eine Hofanlage in Rohr in einem beklagenswerten baulichen Zustand übernommen. Ab 1990 sanierte Matthias Blatt die Fassaden in Eigenleistung von Grund auf. Beruflich bedingt war dies nur an den Wochenenden möglich. Unzählige Stunden investierte er allein in den behutsamen Ausbau des alten Lehms, dessen aufwendige Aufbereitung und Wiedereinbau in die durchreparierten Gefache. Ob Hof, Scheune oder Wohnhaus; für die denkmalgerechte Sanierung kamen überall nur natürliche Baustoffe und Materialien zum Einsatz. So wurden beispielsweise alle Lehmfelder materialgerecht mit reinem Kalkputz bearbeitet und sämtliche Hölzer mit Leinölfarbe behandelt. Selbst die Einfriedung aus alten Kalksteinblöcken und -steinen, das Verlegen des Hofpflasters aus Basalt und das Neusetzen der Hauseingangstreppe aus Kalksteinstufen wurden von dem Eigentümer eigenhändig ausgeführt. Hierfür verwendete er nicht nur alte Elemente der historischen Treppe wieder, auch die neuen Steinstufen scharrierte er nach historischem Vorbild selbst.

Ab 2010 folgten schließlich die Erhaltungsmaßnahmen an der Scheune; zu denen unter anderem die Reparatur des Holzgerüstes, die Erneuerung des Zwischenbodens, die Neuaufmauerung des Sockels und die komplette Neueindeckung des Scheunendaches zählten.

Bei allen Bauaufgaben war Familie Blatt darauf bedacht, den größtmöglichen Teil an historischer Bausubstanz zu erhalten, um das Denkmal in seiner Authentizität zu bewahren.

Foto: Für die Sanierung ihres Fachwerkhauses mit Scheune in der Hinteren Gasse in Rohr, erhielten Matthias und Martina Blatt den Denkmalpreis des Landkreises. Foto: Privat.

  • Vera von Elm und Berno Plorin für die Sanierung ihres Gehöfts,
    in der Glasergasse 15, in Belrieth

Zu den wenigen in Belrieth erhaltenen Hofanlagen aus dem 17. Jahrhundert gehört das Gehöft der Preisträger Vera von Elm und Berno Plorin. Mit Wohnhaus, Scheune und traditionellem Scheunenanbau, der sogenannten Trücke, befindet es sich in der Glasergasse im nördlichen Ortsteil Belrieths. Als Vera von Elm und Berno Plorin den Hof 2011 erwarben, erinnerte fast nichts mehr an die einstige historische Fassadengestaltung des Ensembles. Wohnhaus und Teile des Scheunenanbaus waren bis zum Dachgiebel in Asbestplatten eingeschlagen. Fachwerk, Deckenbalken und Dachstuhl des Wohnhausanbaus und die große Scheune waren bereits so stark geschädigt, dass diese sogar einzustürzen drohten.

Noch im gleichen Jahr begannen die Eigentümer mit den Sicherungsarbeiten an der Fachwerkkonstruktion und der aufwendigen Instandsetzung und Reparatur der großen Scheune. Stiele, Streben, Riegel und Schwellen mussten ausgetauscht; ja komplette Wandgefache in Lehm wiederhergestellt und verputzt werden.

In einem nächsten Bauabschnitt folgte die Fachwerksanierung des Wohnhauses. Hier sollte vor allem das Auswechseln von drei Rähmen zur besonderen Herausforderung für die Bauherren werden. In den darauf folgenden Jahren gelang es den Bauherren nicht nur die Wohnräume zu sanieren, sondern auch die Natursteinwand an der Nordseite des Hauses instandzusetzen. Bald schon wurden auch neue Holzfenster mit Fensterläden eingebaut und die Wohnhausfassade in Schiefer erneuert. Selbst Trücke und Scheune erhielten im Zuge der Fenstererneuerung denkmalgerechte Holzsprossenfenster. Für die Verzierung von Fachwerk und Scheunentor begannen Vera von Elm und Berno Plorin 2016 und  2017 mit der eigenhändigen Anfertigung aufwendiger Holzschnitzereien.  

Foto: Vera von Elm und Berno Plorin sanierten das im Jahr 2011 erworbene Gehöft,
in der Glasergasse in Belrieth und wurden dafür ebenfalls ausgezeichnet. Foto: Privat.

  • Danny Sauerbrey für die Sanierung des Mehrfamilienhauses, im Kirchhof 5, in Schmalkalden

Am Eingang zum historischen Stadtkern von Schmalkalden sticht unter den vielen Fachwerkhäusern das Wohnhaus am Kirchhof 5 besonders hervor. Es handelt sich hier um einen dreistöckigen Fachwerkbau mit Krüppelwalmdach. Er ist durch seine exponierte Lage am Schnittpunkt mehrerer Straßen und in unmittelbarer Nähe zur Stadtkirche Sankt Georg stadtbildprägend und besitzt eine herausgehobene städtebauliche Bedeutung. Nach der Wende stand das Gebäude lange Zeit leer und fristete ein trauriges Dasein. Danny Sauerbrey wollte dies ändern und kaufte 2011 das Haus, um ihm wieder neues Leben einzuhauchen.

Vor Beginn der Bauarbeiten wurden eine bauhistorische Untersuchung und eine restauratorische Fassadenuntersuchung durchgeführt. Dann konnte mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden. Ein maroder und einsturzgefährdeter Anbau konnte nur noch abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Bevor das Dach eine neue Eindeckung bekommen konnte, mussten Sparren ausgewechselt oder verstärkt werden. Zur Belichtung des Dachgeschosses erhielt das Haus vier neue Gaupen. Nach der Entfernung des Putzes wurden an vielen Stellen des Fachwerkes akute Schäden sichtbar, die repariert werden mussten, denn das Gebäude sollte wieder im Sichtfachwerk erstrahlen. Das war jedoch nur auf der Trauseite des Gebäudes möglich. Die Giebelseite erhielt wieder einen Verputz, da die Kriegsschäden am Fachwerk nur durch eine Notreparatur ausgebessert worden waren. Das gesamte Haus erhielt neue Holzfenster, die nach dem historischen Vorbild hergestellt wurden. Die geplanten Wohnungen erhielten an der Nordseite Balkone. Das Natursteingewände an der Hauseingangstür wurde aufwendig restauriert und farbig wieder neu gefasst. Nach der Sanierung der Fassade begannen die Innenarbeiten. Sehr viele Balken der Holzkonstruktion mussten ausgetauscht oder verstärkt werden, da die Tragfähigkeit nicht mehr gegeben war. Teilweise waren sogar Stahlunterzüge notwendig, um die Statik des Gebäudes wieder zu gewährleisten. Um die Forderungen des Brandschutzes zu erfüllen, musste unter anderem ein neues Treppenhaus eingebaut werden. Der erforderliche Wärmeschutz wurde durch eine Innendämmung des Fachwerkes erreicht. Alle Wohnungen erhielten eine moderne Heizung und ansprechende sanitäre Anlagen. Im Erdgeschoss ist eine behindertengerechte Wohnung vorgesehen.

Bei der Sanierung des Gebäudes legten die Bauherren sehr viel Wert auf den Erhalt der historischen Bausubstanz. Später erfolgte Ein- und Umbauten wurden teilweise wieder rückgebaut. 

Foto: Im Jahr 2011 kaufte Danny Sauerbrey das leer stehende dreistöckige Fachwerkhaus im Kirchhof 5 in Schmalkalden und sanierte das stadtbildprägende Mehrfamilienhaus.