Ein Himmelszelt voller Sterne
In einer mondlosen, klaren Nacht, wenn die Finsternis ihre Schwingen ausbreitet und dem Sternenlicht den Weg ebnet, öffnet sich dem Betrachter ein Himmelszelt voller Sterne. Die Milchstraße zieht ihr zart schimmerndes Band über das nächtliche Firmament. Planeten, Sternhaufen und Nebel zeigen ihre ganze Pracht.

Plejaden sind auffällige Sternenansammlung, die im Winter im Sternbild Stier mit bloßem Auge sichtbar ist. Der offene Sternhaufen hat die Katalogbezeichnung Messier 45. Der blaue Nebel, der übrigens nur fotografisch sichtbar gemacht werden kann, ist ein Reflektionsnebel, der das helle Licht der Sterne reflektiert. (Foto: Werner Klug)

Im Sternbild Dreieck befindet sich die Dreiecksgalaxie mit der Bezeichnung Messier 33. Sie ist etwa 2,7 Millionen Lichtjahre entfernt. Schon mit dem Fernglas kann man die Sterneninsel als Fleckchen ausmachen. Diese Aufnahme entstand auf der Hohen Geba mit Hilfe eines Spiegelteleskopes und einer Spiegelreflexkamera. (Foto: Werner Klug)
Einer von zwölf Parks
Solche faszinierenden Momente kann der Sternenfreund im Rhöner Sternenpark erleben, denn im Land der offenen Fernen ist der natürliche Nachthimmel vielerorts in seiner ursprünglichen Beschaffenheit erhalten. Mit dem bloßen Auge kann der Beobachter Objekte im Universum sehen, die viele, sogar Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt sind. In Deutschland gibt es nur zwei derartige Sternparks, weltweit insgesamt zwölf.
In Gegenden, in denen künstliches Licht in die Nacht strahlt, sucht der Sternenfreund diese wundervollen Ausblicke vergeblich. Licht verschmutzt vielerorts in Deutschland den Nachthimmel, was sich erwiesenermaßen negativ auf die Gesundheit des Menschen auswirkt. Der Lebensrhythmus von Pflanzen und nachtaktiven Tieren wird ebenfalls schädlich beeinträchtigt. Aktuelle Auswertungen von Satellitenaufnahmen der Erde verdeutlichen, dass die Lichtverschmutzung mit dem Einzug von LED-Beleuchtung weltweit gravieren zunimmt.
Gemeinden halten sich an Beleuchtungsrichtlinien
Mit diesem Hintergrund ist es zweifelsohne bemerkenswert, dass sich zahlreiche Gemeinden im Biosphärenreservat Rhön und somit auch Kommunen des Landkreises Schmalkalden-Meiningen zum Schutz der natürlichen Landschaften bekennen und die Beleuchtungsrichtlinien der International Dark Sky Association (IDA) – der Vereinigung von Astronomen mit Sitz in den USA – anerkennen. Diese Richtlinien beinhalten unter anderem den sinnvollen Einsatz von künstlichem Licht sowie die volle Abschirmung der Leuchtkörper. Ferner werden Empfehlungen für umweltverträgliche Lichtfarben und Leuchtintensität erteilt. „Wir alle sollten ein Interesse daran haben, die natürlichen Nachtlandschaften der Rhön zu erhalten und durch umweltverträgliche Beleuchtung und nachhaltige Lichtnutzung zu verbessern“, erklärt der ehemalige Landrat Peter Heimrich in der Handreichung für Kommunen, in der die Beleuchtungsrichtlinien für den Sternenpark im Biosphärenreservat Rhön aufgezeigt werden.
Die intensiven Bemühungen vieler Rhöner Gemeinden in den Bundesländern Thüringen, Bayern und Hessen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung wurden von der IDA prämiert: Im August 2014 wurde das Biosphärenreservat Rhön mit dem Titel Internationaler Sternenpark ausgezeichnet.
Und der Landkreis Schmalkalden-Meiningen ist Teil dieses Sternenparks, in dem sich einige Gemeinden engagiert zum Erhalt der dunklen Nacht einbringen und damit auseinandersetzen.
Beobachtungsplätze
Allen voran steht die Gemeinde Rhönblick. Auf der Hohen Geba herrschen ideale Bedingungen, denn der Berg ist einer der dunkelsten Orte im Rhöner Sternenpark, weshalb er zur Kernzone 0 gehört. Gemeinsam mit dem Verein Sternenpark Rhön e.V. schuf die Gemeinde Rhönblick auf der Hohen Geba im Jahr 2016 astronomische Beobachtungsplätze mit Stromanschlüssen und Windschutzmatten. Hobbyastronomen und interessierte Sternenfreunde können diese nutzen, um dort mit ihren optischen Geräten Astronomie zu betreiben bzw. den reichhaltigen Sternenhimmel zu bewundern. Die sehr guten Verhältnisse haben sich mittlerweile herumgesprochen. Sternenbeobachter und Astrofotografen aus Deutschland und darüber hinaus kommen auf die etwa 750m Hohe Geba, um den dunklen Himmel zu genießen und mit ihren Teleskopen weit in das Universum vorzudringen. Sie übernachten unter anderem in den regional vorhandenen Pensionen und kehren in den hiesigen Gasthäusern ein. Weiterhin informiert auf dem Gebaberg ein sehr ansprechender Planetenweg über die Planeten unseres Sonnensystems.
Wer eine Plattform mit Windschutzmatten und Stromversorgung nutzen möchte, kann diese per E-Mail bei der Gemeinde Rhönblick reservieren.
Sonnenteleskop
Astronomisch aufgerüstet hat ebenfalls die Gemeinde Kaltenwestheim. Auf dem Weidberg kann man sich als Besucher auf dem Gelände der Erlebniswelt über den lokalen Sternenpark informieren. Ein H-Alpha-Sonnenteleskop wurde angeschafft, das vor allem Kinder und Jugendlichen die Beobachtung unseres Heimatsterns, der Sonne, ermöglichen soll. Schau- und Infotafeln ergänzen die astronomischen Beobachtungen. An dieser Stelle der Hinweis, dass die Sonne niemals mit bloßem Auge oder mit Teleskopen ohne Sonnenfilter angesehen werden soll. Dies führt zu erheblichen Schäden der Augen und schlimmstenfalls zur Erblindung.
Sternwarte
Will man eine richtige Sternwarte besuchen, findet man dazu Gelegenheit in der Kreisstadt Meiningen, die das Tor zur Thüringischen Rhön bildet. Im Jahr 2013 wurde die Sternwarte des Henfling-Gymnasiums in der Röntgenstraße 22 nach umfangreicher Rekonstruktion durch den Landkreis Schmalkalden Meiningen eröffnet. Fast jeden Freitag lüftet die Sternwarte ihre Kuppel, um interessierten Astrofreunden die Möglichkeit zur Beobachtung des Sternenhimmels zu ermöglichen. Das Herzstück der Sternwarte bildet ein C11-Teleskop, mit dem Sternhaufen, planetarische Nebel, Planeten unseres Sonnensystems, ihre Monde sowie Galaxien und andere Himmelsobjekte anvisiert werden können. An den monatlichen Astroabenden werden Themen rund um Wissenschaft, Technik, Mythologie und Himmelsmechanik vorgetragen und besprochen. Der Eintritt ist frei.

Auf der Hohen Geba wurden von der Gemeinde Rhönblick und dem Verein Sternenpark Rhön astronomische Plattformen geschaffen, die die sehr guten Beobachtungsbedingungen auf dem Berg ergänzen. Sternenfreunde können hier ihre Teleskope aufstellen. Astrofotografen nutzen außerdem den Windschutz, der angebracht werden kann. (Foto: Werner Klug)

Messier 53 ist ein Kugelsternhaufen, der im Halo unserer Heimatgalaxie – der Milchstraße – liegt. Von der Erde aus betrachtet befindet sich die kompakte Sternenansammlung im Sternbild Haar der Berenike. Kugelsternhaufen sind sehr alte Objekte. Man nimmt an, dass sie mit unserer Galaxie vor 13,6 Milliarden Jahren entstanden sind. (Foto: Andrea Scholze)

Die Sternwarte in Meiningen steht fast jeden Freitag für interessierte Sternengucker zur Verfügung. Wolfgang Fiedler, Astronomielehrer am Henfling-Gymnasium, leitet die Einrichtung, dessen Herzstück ein Celestron-Spiegelteleskop ist. Zu den Beobachtungs- und Vortragsabenden, die kostenfrei sind, gibt es Astronomisches zu berichten und zu entdecken. (Foto: Wolfgang Fiedler)