Gelungene Integration

Emad Al Dawudi mit Antje Vogler, seiner Ansprechpartnerin im Kommunalen Jobcenter des Landkreises Schmalkalden-Meiningen. Die Freude über die gelungene Arbeitsaufnahme ist auf beiden Seiten groß. Foto: Scholze/Jobcenter

„Meine Arbeit ist wundervoll!“ Emad Al Dawudis Augen strahlen, wenn er diese Worte sagt und man spürt seine Freude darüber, in Deutschland einen Arbeitsplatz gefunden zu haben und auf keine finanzielle Hilfe mehr angewiesen zu sein. Ende Februar dieses Jahres unterschrieb der gebürtige Iraker bei der City Schutz GmbH einen vorerst für ein Jahr befristeten Arbeitsvertrag und nimmt seitdem die verantwortungsvollen Aufgaben als Sicherheitsmitarbeiter wahr. Mit Unterstützung seiner Sachbearbeiterin im Jobcenter Antje Vogler kam das Beschäftigungsverhältnis zustande, aber bis es soweit war, hatte Emad Al Dawudi einige Herausforderungen zu bestehen. Uns berichtet er von seinen Erlebnissen, er erzählt uns, dem Jobcenter, seine Geschichte.

Der 34-jährige Iraker ist einer von zahlreichen geflüchteten und asylberechtigten Menschen, die im Landkreis Schmalkalden-Meiningen leben. Nicht jeder schaffte es bislang, eine Arbeit zu finden, um eigenständig für sich sorgen zu können. Die Gründe dafür sind verschieden. Emad Al Dawudi möchte mit seinem erfolgreichen Werdegang den Flüchtlingen Mut zusprechen und sie dazu ermuntern, ihre Chance zu nutzen.

Sein Heimatland, seine Eltern und Geschwister musste Emad Al Dawudi vor zwei Jahren zurücklassen und faktisch über Nacht fliehen. Er sagt, er hatte als Dolmetscher in seinem Land das US-Militär unterstützt, woraufhin die Anhänger der ISIS nach seinem Leben trachteten. Er war in Gefahr. Um sich zu retten, habe er flüchten müssen.

Zwei Monate lang war er überwiegend zu Fuß unterwegs. Sein Weg führte durch mehrere Länder. Er berichtet von Angst, von waghalsigen Boottransporten, von Flüchtlingslagern und von der quälenden Ungewissheit, wie es seiner Familie in seiner Heimat geht. In Deutschland angekommen, fand er Erstaufnahme in der Flüchtlingsunterkunft Gera. Schließlich wurde er der Stadt Meiningen zugewiesen, um sich hier in Sicherheit zu wissen, um das Erlebte zu verarbeiten, um sich neue Lebensziele stecken zu können.

Ins Jobcenter kam Emad Al Dawudi erstmals im Mai 2016. Für ihn als Fremden war es nicht einfach, die unbekannte Kultur zu verstehen und die deutschen Gepflogenheiten zu erlernen. Im Integrationskurs und im Sprachkurs sollte er die ersten „deutschen Schritte“ gehen. Ihm wurde schnell bewusst, dass er die deutsche Sprache lernen müsse, um sich verständigen und eine Arbeit aufnehmen zu können. Die Prüfungen bestand er erfolgreich. Als seine Sachbearbeiterin des Jobcenters ihm ein öffentlich ausgeschriebenes Stellenangebot im Sicherheitsgewerbe unterbreitete, wuchs in ihm neue Hoffnung, die ihm Kraft und Aufschwung verlieh.

„Herr Al Dawudi ist ein Musterbeispiel“, sagt Antje Vogler, die ihren „Schützling“ mit einem Augenzwinkern Vater Theresa nennt. „Er ist aufgeschlossen und hilft anderen Flüchtlingen, gibt ihnen Hinweise und Informationen, motiviert sie und leistet Schützenhilfe unabhängig ihrer Herkunft. Das ist außergewöhnlich“, betont sie. Als seine Sachbearbeiterin war sie die erste Ansprechpartnerin im Jobcenter, und nun sollte vielleicht eine Arbeitsaufnahme gelingen? Sie gab ihm wertvolle Tipps für Bewerbung und Vorstellungsgespräch. Unterstützung fand er ebenso von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bildungsträgers SBH Südost GmbH, die mit ihm die Bewerbungsunterlagen erstellten und das Bewerbungsgespräch trainierten.

Die Mühen lohnten sich, der Arbeitgeber wünschte einen Arbeitstest. Emad Al Dawudi sollte in der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Suhl auf dem Friedberg als Sicherheitsmitarbeiter erprobt werden. Der Test verlief sehr positiv, so dass sich die Beteiligten einig waren, ein Arbeitsverhältnis anzustreben. Der künftige Mitarbeiter wurde nun auf den Arbeitsplatz gezielt vorbereitet, dazu nahm er u.a. an einer Unterrichtung von Bewachungspersonal teil.  Diese Schulung befähigt den Arbeitnehmer dazu, die Sachkundeprüfung im Sicherheitsgewerbe zu erlangen.

Am 26. Februar hatte Emad Al Dawudi seinen ersten Arbeitstag als Sicherheitsmitarbeiter. Ihm wurden Aufgaben zur vorbeugenden Schadensverhütung, Objektbewachung, zum Revierdienst sowie Pforten- und Empfangsdienst übertragen. Objektleiter Enrico Müller ist sehr zufrieden mit seinem neuen Mitarbeiter, weil dieser gewissenhaft und zuverlässig seinen Dienst leistet. Darüber hinaus profitieren das Sicherheitsunternehmen und die Einrichtung von Al Dawudis Fremdsprachkenntnissen, denn der Iraker spricht inzwischen nicht nur recht gut Deutsch, sondern beherrscht darüber hinaus noch sechs weitere Sprachen.

Emad Al Dawudi kann heute selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen. Er ist nicht mehr auf finanzielle Hilfe angewiesen. Eine erfolgreiche Integration einer asylberechtigten Person geschieht nicht von heute auf morgen. Seine Offenheit aber, sein Fleiß und sein Durchhaltevermögen haben sich letzten Endes für ihn ausgezahlt.

Als Emad Al Dawudi im Jobcenter seine Erzählungen beendet, bleiben wir mit teils gemischten Gefühlen zurück. Manchmal wurde es im Gespräch mit ihm recht still. Unvorstellbar für uns die Situationen mit Flucht, Ängsten und mit unsagbarer Sehnsucht zur Familie. In Erinnerung aber bleibt ein offenherziger Mensch mit einem überaus freundlichen Lächeln.